(* 12. Juni 1856 in Reichenberg, Böhmen; † 23. Februar 1935 in Wien); Der Sohn eines Eisenbahndirektors wurde nach rechtswissenschaftlichen Studien in Wien und Berlin sowie einer Tätigkeit in der niederösterreichischen Statthalterei mit einer Arbeit über den Ökonomen Johann Heinrich von Thünen (1783-1850) habilitiert. Gustav Gross, der unter anderem eine Abhandlung über den Unternehmergewinn (1884) sowie die ersten wissenschaftlichen Biografien über Karl Marx (1884 u. 1885) veröffentlichte, widmete sich in späteren Jahren vor allem Sozial- und Steuerfragen. Ab 1889 war er Abgeordneter der Deutschen Fortschrittspartei. Gross, der sich selbst der Tradition Albert Friedrich Eberhard Schäffles und Adolph Wagners zurechnete, wurde von Menger bei der Aufzählung seiner Habilitanten anlässlich seiner Emeritierung nicht erwähnt. In der Staatswirtschaft, die er als „Gemeinwirtschaft“ bezeichnete, sah Gross grundlegend andere Gesetze walten als in der Privatwirtschaft und vertrat Wagners These von der steten Ausweitung der Staatsaufgaben, der langfristig nur durch die Familie Grenzen gesetzt würden. Für Gross trifft zu, was Richard S. Howey sonst zu Unrecht von den weniger bekannten „Österreichern“ gesagt hat, nämlich dass sie kaum oder gar nichts über die Grenznutzenlehre geschrieben hätten. Als Privatdozent lehrte Gross an der Universität Wien bis 1897, zuletzt als außerordentlicher Professor. Gegen Ende des Ersten Weltkrieges, als die Kriegswirtschaft ihre volle zentral-bürokratische und planwirtschaftliche Entfaltung erreicht hatte, wurde er zum letzten Präsidenten des Abgeordnetenhauses der Monarchie gewählt.