(* 08. März 1863 in Peru, Indiana; † 21. März 1949 in Princeton, New Jersey); Frank A. Fetter studierte an der Indiana University und Cornell University, seinen Doktortitel erlangte er 1894 an der Universität Halle. Den Großteil seines Lebens lehrte er an der Cornell University (1901-1911) und an der Princeton University (1911-1934).
In wissenschaftlichen Artikeln zu Kapital, Zins und Mietzins und vor allem auch in seinen zwei Traktaten zu ökonomischen Grundsätzen (Fetter, 1904 und 1915) baute Fetter auf Eugen von Böhm-Bawerk und der Österreichischen Schule basierend ein außergewöhnlich integriertes theoretisches Gerüst auf. Dies gelang ihm durch die Bereinigung der Ökonomik von allen Spuren ricardianischer oder anderer britisch-objektivistischer Wert- und Verteilungstheorien, insbesondere jeglicher Differentialrenten-Theorien sowie Produktivitäts-Zinstheorien.
Ein Großteil seiner Leistungen beruhte auf dem alltäglichen Verständnis des Mietzinses als Preis eines haltbaren Gutes per Zeiteinheit. Es gelang ihm zu zeigen, dass die Preise der Konsumgüter durch ihren Grenznutzen bestimmt werden und dass diese Werte die Mietpreise der Produktionsfaktoren mittels Imputation bestimmen. Der Kapitalwert, oder Preis, eines haltbaren Gutes (Land, Kapitalgüter etc.) ist also durch die Summe der erwarteten zukünftigen Mietzinsen bestimmt, diskontiert mit der gesellschaftlichen Rate der Zeitpräferenz bzw. des Zinssatzes. Mit dem Aufstellen einer reinen Zeitpräferenz-Theorie des Zinses ging Fetter über Böhm von Bawerk hinaus. Sowohl Produktivität als auch Zeitpräferenz sind von außerordentlicher Wichtigkeit, haben jedoch gänzlich unterschiedliche ökonomische Funktionen: Ersteres bestimmt die Mietpreise eines Faktors, letzteres bestimmt Zinssätze.
Zukünftige Mietzinsen werden summiert oder in ihren gegenwärtigen Kapitalwert „kapitalisiert“. Fetter selbst bezeichnete seine Theorie oftmals als „Kapitalisations-Theorie des Zinses“.
Fetter lieferte die bislang beste Darstellung des Zeitmarktes, dem Markt für Gegenwartsgüter im Tausch gegen Zukunftsgüter, welcher das wirtschaftliche System durchdringt. Zum Zeitmarkt gehören nicht nur die Kreditmärkte, er existiert auch in Form all der Märkte, auf denen Unternehmer die diskontierten Produktionsfaktoren mittels Geld erwerben und ein Zeit- beziehungsweise Zinseinkommen generieren. Unternehmer erwirtschaften Profite, indem sie die Wirtschaft in Richtung eines nie erreichbaren, allgemeinen Gleichgewichtes führen, welches durch Grenznutzen, Grenzproduktivität und Zeitpräferenzen aller Marktteilnehmer bestimmt wird.
Fetter stellte selbstständig, getrieben von seiner Kapitalisations-Theorie, eine misesianische Konjunkturtheorie auf (Fetter, 1977, 260-316). In den letzten Jahren seines Lebens gab Fetter die Wert- und Verteilungstheorie auf, um sich den Fragen der Monopoltheorie zu widmen. Das Verschieben seines Fokusses auf Monopoltheorie, kombiniert mit zwei Weltkriegen und der weiterhin dominierenden neo-ricardianischen Theorie Alfred Marshalls führten dazu, dass Fetters wichtige Beiträge zur Ökonomik nicht in angemessenem Maße in das Theoriegebilde der modernen Ökonomik implementiert wurden.